Der Ratinger Felicitas Kukuck-Zyklus 2023

Anlass

des Ratinger Felicitas Kukuck-Zyklus ist das 25-jährige Bestehen des Ratinger Kammerchors, initiiert von seinem künstlerischen Leiter Dominikus Burghardt.

Das Projekt wird durch die Stadt Ratingen maßgeblich unterstützt und steht unter der Schirmherrschaft von Klaus Konrad Pesch, Bürgermeister der Stadt Ratingen.

Mit dem Ratinger Felicitas Kukuck-Zyklus werden erstmals ausgesuchte Werke aus dem über 1.000 Werke umfassenden Œuvre der Komponistin in einem großen Zusammenhang an verschiedenen Ratinger Orten präsentiert und durch einen Vortrag und eine Lesung zur Biografie der Komponistin begleitet.

Eingerahmt wird der Ratinger Felicitas Kukuck-Zyklus durch eine der Komponistin gewidmete Kabinettaustellung im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen Hösel. Ihr Vater stammte aus Schlesien und war Jude.

Felicitas Kukuck [1914-2001]

wurde als Tochter des Arztes und Physiologen Otto Cohnheim in Hamburg geboren, der den gemeinsamen Familiennamen schon 1916 wegen des damals grassierenden Antisemitismus in Kestner ändern ließ.

Die Eltern förderten die künstlerische Entwicklung ihrer Tochter und ermöglichten ihr den Besuch von musikorientierten Schulen. Nach ihrem Abitur studierte Felicitas Kukuck an der Berliner Musikhochschule zunächst Klavier und Querflöte.

Erst nach der nationalsozialistischen Machtübernahme erfuhr sie von ihren jüdischen Vorfahren. Dank der Namensänderung von Kestner zu Kukuck konnte sie Mitglied der Reichsmusikkammer werden und dadurch ihr Musikstudium 1939 abschließen. Die Kriegszeit verbrachte Felicitas Kukuck in Berlin, erst danach veröffentlichte sie ihre Werke. Im Jahr 1945 siedelte sie nach Hamburg um, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 wohnte und wirkte. Sie hat vier Kinder.

Singen – allein oder in Gemeinschaft mit anderen – galt der Hamburger Komponistin Felicitas Kukuck als primäre menschliche Äußerung. Musik war für sie Ausdruck des Bedürfnisses nach Verstehen und Verstanden-Werden. Getragen von dieser Überzeugung engagierte sie sich stark in der Laienmusik. Damit knüpfte sie an ein bereits von ihrem Kompositionslehrer Paul Hindemith vertretenes Verständnis von „Gebrauchsmusik“ an, die sowohl breite Publikumsschichten als auch möglichst viele Musikschaffende erreichen solle, um so die Distanz zwischen Komponistin, Interpret:innen und Rezipient:innen zu überbrücken.

Vokalmusik – insbesondere Chormusik – von einfachen Sätzen bis zu mehrstimmigen Motetten und abendfüllenden Oratorien, nimmt denn auch einen herausragenden Platz in ihrem umfangreichen Œuvre ein. Felicitas Kukuck hat auch in Chören gesungen und Chöre geleitet. Aus diesem reichen Fundus an eigener Chorerfahrung schöpfend, tragen ihre Vokalkompositionen daher stets auch die Handschrift einer Praktikerin. Ihr

Werkverzeichnis weist hunderte von Chorstücken auf.

Die Orientierung an der Sprache brachte Werke von suggestiver Eindringlichkeit hervor. Als Hauptantrieb des künstlerischen Schaffens von Felicitas Kukuck wirkt diese Orientierung bis in die Instrumentalmusik hinein, in der sie bisweilen mit Texten arbeitete, die später wegfielen.

In solistischen Liedern knüpfte sie in ihrer Schlichtheit an das Ideal des Volkslieds an. Tonal ging sie von einem erweiterten Begriff aus und entwickelte einen als „freimodal“ bezeichneten Stil. Vor allem im Bereich der Vokalmusik griff sie Strömungen der Musikentwicklung nach 1945 auf. Neuere Kompositionstechniken wie Sprechgesang oder improvisatorische Elemente dienten nie isoliert als Selbstzweck, sondern wurden stets als Mittel der Textaussage eingesetzt.